Wie entstehen eigentlich Bilderbücher?

Eine natürliche Konsequenz unseres nachhaltigen Verlagskonzeptes ist es, dass wir wahnsinnig viel über die Herstellung und die Inhaltsstoffe von Büchern sprechen. Aber das macht eben nur einen kleinen Teil bei der Entstehung eines Buches aus. Heute wollen wir zur Abwechslung mal über den gesamten Entstehungsprozess von der Idee bis zur Auslieferung schreiben.

Idee

Ein Autor hat eine tolle Idee für ein Bilderbuch. Sätze, Reime und Bilder wirbeln im Kopf umher. Man spricht mit Freunden und Bekannten darüber und irgendwann fängt man an die unsortierten Gedanken auf Papier zu bringen.

Schreiben

SchreibenDoch das professionelle Schreiben von Büchern ist nicht so einfach. Hier sollte der Autor einige Dinge beachten und folgende Fragen beantworten können:

Wer ist deine Zielgruppe? Für welches Alter soll die Geschichte sein?

Hier scheitern schon viele Erstautoren. Ein Bilderbuch, das “für jeden” etwas ist, findet nur schwer einen Käufer. Natürlich sind in erster Linie die Eltern die Konsumenten, aber es macht einen enormen Unterschied, ob das Buch für Kinder geschrieben und illustriert ist, oder eben für Erwachsene. In einer kindgerechten Sprache mit einfachen und kurzen Sätzen zu schreiben, ist nicht so einfach wie man vielleicht denkt.

Ist die Geschichte wirklich für Kinder interessant? Oder finden nur Erwachsene das Thema relevant?

Nur weil man selbst oder andere Eltern das Thema gut und wichtig finden, heißt das noch lange nicht, dass Kinder das auch mögen und annehmen.

Sind bestimmte Schreibregeln eingehalten worden?

Allein eine ansprechende Idee und ein guter Schreibstil macht noch kein gutes Kinderbuch.
Zum Bilderbuchschreiben sollte man sich auch an gewisse Regeln halten. (Auch da bin ich selbst noch in einer Lernphase, was die Auswahl der Bücher betrifft)

Der Bilderbuchautor Rüdiger Paulsen hat das gerade sehr gut auf seinem Blog beschrieben. Ich fasse das hier einmal etwas zusammen:

Der Buchtitel: es muss sofort klar rüberkommen, um was es in dem Buch geht (Zahnarzt, Freundschaft, Ostern…).

Der erste Satz: bei Bilderbüchern muss man sofort in das Geschehen einsteigen können. Eine Vorstellung der Hauptfiguren ist beispielsweise nicht nötig.

KwgnrDie Sprache: immer im Präsens schreiben. Keine Schachtelsätze, sondern kurze Sätze und einfache Wörter. Reime und viele Adjektive, sowie Lautwörter (“Krawummm”) sind sehr beliebt bei Kindern. Dialoge sollte man nur sparsam einsetzen.

Illustrierbarkeit: schon während des Schreibens sollte sich der Autor darüber Gedanken machen, ob und wie eine Szene bildlich dargestellt werden kann und das eventuell auch als Information hinzufügen.

Welcher Verlag ist der Richtige?

Der Autor sollte sich vorab genau über das Programm und die Zielgruppe der Verlage informieren.

neunmalklug möchte vorerst nur Bilderbücher bis maximal 6 Jahre verlegen. Damit haben Manuskripte für Schulkinder erst einmal keine Chance bei mir.

Welche Anforderungen hat der Verlag an eingesandte Manuskripte?

Wie prüft der Verlag das Manuskript? Braucht er nur ein Exposé und eine Leseprobe. Oder das komplette Manuskript? Per Post oder per E-Mail? 

Normalerweise sollte das auf der Internetseite eindeutig beschrieben sein. Auch wir haben eine Anleitung dazu auf der Website. Ich nehme z.B. nur Manuskripte im PDF-Format entgegen, da offene Word-Dateien Viren enthalten können.

Auch wenn der Autor all diese Dinge beachtet, ist es trotzdem alles andere als einfach einen Verlag zu finden, der Interesse daran hat das Buch zu verlegen. Die großen Verlage bekommen pro Tag mehrere 1.000 Manuskripte. Der Lektor kann also unmöglich alle Manuskripte ansehen. Hier kommt man ohne Literaturagenten fast nicht weiter. Bei kleineren Nischenverlage ist die Chance vielleicht größer, aber das Honorar auch entsprechend geringer.

Illustrationen

Hat sich dann ein Verlag gefunden, geht es weiter mit der Suche nach geeigneten Bildern. Wir suchen meist zusammen mit dem Autor nach einem geeigneten Illustrator. Und als kleiner Verlag ist uns wichtig, dass der Autor ein Mitspracherecht hat. Gerne nehmen wir auch Vorschläge für Illustratoren von ihm entgegen.

Kalkulation

Dann geht es für den Verlag an die Kalkulation. Wie viel Honorar bekommen Autor und Illustrator? Was kostet der Druck? Aber hierzu mehr bei einem anderen Blogbeitrag. Nur soviel… man wird nicht reich mit einem Verlag. Weder Autor, llustrator noch Verlag und Buchhandlung verdienen wirklich viel an einem Buch.

Entscheidung

Storyboard kwgnrIn Zusammenarbeit mit dem Team wird dann entschieden, ob sich das Projekt umsetzen lässt. Gibt es eine Zielgruppe? Wie kann man diese am besten erreichen? Wie hoch soll die Auflage sein, wie hoch der Ladenpreis? Und natürlich, wie hoch sind unserer Kosten für das gesamte Buchprojekt?

Vertrag

Ist alles geklärt, wird mit Autor und Illustrator der Vertrag aufgesetzt. Dort steht alles drin über Honorar, Nutzungsrechte und Abgabetermine. Hier ist wichtig, was der Verlag für Rechte bekommt. Darf er ein Hörbuch daraus machen? Darf er Text und Bild für Vorabdrucke an Zeitschriften oder ähnliches verkaufen?

Lektorieren

Ist der Text bzw. das Manuskript vollständig und alle Rechte geklärt, geht es ans Lektorieren. Hier und da muss am Text etwas geändert, sowie Rechtschreibung und Grammatik geprüft werden.

Auch das Impressum und in unserem Fall die Infoseiten, sowie der Klappentext und überhaupt der Titel des Buches werden festgelegt.

Gestaltung

Zeitgleich mit dem Lektorieren läuft auch die Gestaltung.

Der Illustrator entwirft erst einen groben Skizzenplan, auf dem der Aufbau der Seiten mit möglichen Bilder zu sehen ist. Die meisten Bilderbücher haben einen Umfang von 32 Seiten. Jede Seite muss individuell gesetzt werden, damit Bild und Text auch gut miteinander harmonieren.

Wir als Verlag bekommen immer wieder erste Entwürfe zu sehen und können diese zusammen mit dem Autor besprechen.

Reinzeichnungen

Wenn das Format und die Zuordnung von Text und Bild geklärt sind, kann der Illustrator die Seiten in entsprechender Größe anlegen und mit den Reinzeichnungen loslegen. Bei uns fügt der Illustrator auch gleich den Text auf die Bildseiten ein.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Zeichnungen angefertigt werden. Es wird mit der Hand – also analog – gezeichnet: dann müssen die Illustrationen eingescannt werden. Mögliche Änderungen sind so immer mit einem hohen Aufwand verbunden.

Heute zeichnen viele Illustratoren gleich am Rechner. Für mich noch faszinierender, wie auf dem Papier. Änderungen können so relativ einfach vorgenommen werde.

Proof

Sind Text und Bild zusammengefügt, wird ein Korrekturbogen, der sogenannte Proof hergestellt. Bei dieser Endkorrektur wird ein letztes Mal geprüft, ob alles richtig ist, bevor die gesamte Auflage gedruckt wird.

Falls nichts mehr korrigiert werden muss, wird die Druckfreigabe durch den Hersteller im Verlag erteilt (Imprimatur).

Druck und Bindung

gugler_zugschnIn der Druckerei können nun endlich die Druckmaschinen anlaufen.

Die bedruckten Bögen kommen dann in die Buchbinderei. Dort werden die Druckbögen gefaltet (gefalzt), in die richtige Reihenfolge gebracht und beschnitten. Anschließend werden sie mit Faden und Klebstoff gebunden und mit dem Buchdeckel verbunden.

Auslieferung

Die fertigen Bücher werden an den Verlag oder an eine Auslieferung versandt.

Noch während des Herstellungsprozesses macht der Verlag bereits Werbung für das neue Buch, schickt Vertreter in die Buchhandlungen und druckt Werbeplakate, Anzeigen etc.

Wird das Buch bestellt, erzeugt die Auslieferung oder der Verlag eine Rechnung, verpackt das Buch und verschickt es. Und kurze Zeit später hält es der Buchhändler oder du in den Händen. Und wenn du dann genauso glücklich mit dem Endprodukt bist wie wir, wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben!

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