Cradle to Cradle Kongress 2014
Am Wochenende vom 15. November hatte ich die Möglichkeit am ersten Cradle to Cradle Kongress in Lüneburg teilzunehmen. Dieser wurde vom Cradle to Cradle e.V. auf die Beine gestellt, der sich zu Aufgabe gemacht hat, die Cradle to Cradle-Denkschule zu verbreiten und in unserer Gesellschaft bekannter zu machen. Der Kongress ging über zwei Tage. Am ersten Tag standen Vorträge und Diskussionen von und mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Bildung im Vordergrund. Am zweiten Tag ging es um den aktiven Austausch, ein Kennenlernen und die Teilnahme an Workshops für alle Interessierten und Aktiven.
Um was geht es bei Cradle to Cradle?
Bei Cradle to Cradle geht es um einen ganz neuen Umgang mit Ressourcen und Stoffströmen. Kurz zusammengefasst, um ein Leben ohne Abfall. Wir werden in Kürze genauer erklären was insbesondere wir unter Cradle to Cradle verstehen und warum wir uns für diese Produktionsweise entschieden haben. Bis dahin findet Ihr genauere Infos in diesem Film:
Anreise
Ich kam bereits Freitagabend mit dem Zug (ohne Verspätung) in Lüneburg an und musste erst einmal feststellen, dass in dieser Stadt nach 20 Uhr tatsächlich keine Busse mehr fahren. Nachdem ich dann mit einem Taxi zum Veranstaltungsort der Leuphana Universität kam „checkte“ ich im allgemeinen „Helfer-Schlafsaal“ ein – einem leergeräumten kleinen Vorlesungsraum, der zu einem Matratzenquartier umgebaut wurde. Als noch recht frisches Mitglied des Cradle to Cradle e.V. habe ich mich auch als Helfer für den Kongress einteilen lassen. Eigentlich sollte meine Kollegin Anna mich in einigen Workshops quasi vertreten, doch leider fiel sie – wie auch einige der Akteure – wegen Krankheit aus.
Parallel zum Kongress fand an diesem Wochenende auch der Heldenmarkt in Berlin statt. Dort hatte neunmalklug einen eigenen Stand und wurde von den zwei Autorinnen persönlich betreut. Hier gehts zum Beitrag.
Der Kongresstag
Zum Kongress am 15. November waren verschiedene Akteure aus Wirtschaft, Politik, Bildung und Wissenschaft eingeladen. Besonders in Erinnerung wird mir der Vortrag des Cradle to Cradle-Mitbegründers Dr. Michael Braungart bleiben, den ich bis dato noch nie live erlebt hatte. Mit seinem trockenen Humor und überraschenden Fakten schaffte er es, die Zuhöre immer wieder auf neue sprachlos zu machen:
Wer von Euch wusste, dass eine 1-Euro Münze etwa 300 mal mehr Nickel enthält, als es nach EU-Richtlinien eigentlich erlaubt ist.Oder wie schädlich die eigene Atemluft innerhalb geschlossener Räume ist und wie absurd und ungesund Passivhäuser dementsprechend sind. Oder ist es glaubwürdig, dass eine Matratze, auf der steht, dass sie mindestens 24 Stunden auslüften soll, anschließend schadstofffrei ist?
Derzeit versuchen Politik und Wirtschaft durch sogenannte Effizienzsteigerung aus etwas Schlechtem etwas weniger Schlechtes zu machen. Aber schlecht bleibt schlecht („bad is bad, and less bad is also bad“). Statt Dinge zu vermeiden und effizienter zu handeln, sollten wir effektiver sein und Produktabfälle zu Nützlingen machen. Statt zu versuchen klimaneutral zu sein – noch nicht mal ein Baum ist klimaneutral! – sollten wir klimapositiv werden und mit unserem Fußabdruck etwas Gutes bewirken. Das kann nur funktionieren, wenn wir umdenken und anders handeln.
Wer sich für den Vortrag von Dr. Braungart oder auch andere Vorträge und Forendiskussionen interessiert, wird bald aud dem Youtube-Kanal des cradle to cradle e.v. fündig.
Foren und Impulse
In verschiedenen Impulsvorträgen, Workshops und Forendiskussionen zum Thema Bau, Textil, Wirtschaft und Bildung fanden sich Teilnehmer und Vertreter aus der entsprechenden Branche zusammen. Dazu gehörten bekannte Persönlichkeiten wie Helmy Abouleish – Geschäftsführer der SEKEM-Gruppe, Rüdiger Nehberg – Gründer der Menschenrechtsorganisation TARGET e.V., Dr. Michael Schmidt-Salomon – Philosoph und Schriftsteller, sowie Jürgen Schmitt – Partner des terra institus und Gründer des Öko-Versandhauses memo AG, um nur einige der Akteure zu nennen. Durch Fragen per SMS und E-Mail an sogenannte Anwälte konnten die Zuschauer an den Diskussion maßgeblich mitwirken.
Zwischenzeitlich war immer wieder Zeit sich mit Snacks und Getränken zu stärken, sowie sich mit anderen Besuchen auszutauschen, oder sich im Ausstellungsraum die schon Cradle to Cradle-zertifizierten Produkte anzuschauen – auch unser erstes Buch Marta & Piet war darunter zu finden.
Zusammenfassend war der gesamte Kongress erfolgreich an den Prinzipien der Cradle to Cradle-Denkschule ausgerichtet:
Abfall ist Nahrung – regionale und biologisches Verpflegung aus Misfits-Gemüse, Nutzung regenerativer Energien – Kunststrom-Installationen, die vor Ort Strom erzeugten. Und das Programm, sowie alle weiteren gedruckten Materialen wurden ebenfalls nach dem Cradle to Cradle-Prinzip hergestellt.
Der Aktiventag
Der Aktiventag fand am 16. November im Anschluss an den Kongress statt und war für alle Regionalgruppenmitglieder und Interessierten gedacht, die sich aktiv beteiligen wollen. Es wurden verschiedene Workshops angeboten, in denen man entweder direkt eine Regionalgruppe gründen konnte, man lernte, Projekte und Aktionen zu planen und umzusetzen, Ideen in einer Zukunftswerkstatt schmieden konnte oder auch, was man im Umgang mit Medien zu beachten hat. Ich entschied mich für das Mediencoaching und nahm von dort tolle Tipps für das weitere Vorgehen im Verlag mit. Am Nachmittag konnten dann die einzelnen Aktiven an einem Quiz teilnehmen oder auch Fragen an eine Expertin aus dem Cradle to Cradle-Bereich zu stellen.
Rundum war der Kongress für alle Beteiligten ein Erfolg. Und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Kongress. Auf dass diese Bewegung wachsen wird und noch mehr Menschen und Unternehmen daran arbeiten Gutes zu produzieren, anstatt Schlechtes nur weniger schlecht zu machen.
In den nächsten Tagen werden wir in unserem Blog noch einzelne Videos der Vorträge auf dem Kongress veröffentlichen.